Klare Mehrheit: „Die Schule sollte morgens später beginnen“

Zum Tag der Kinderrechte erzählten Kieler Schüler der Bürgermeisterin ihre Wünsche – und in der Stadt leuchtet es blau.

Bildquelle: Kieler Nachrichten vom 20.11.2021, Seite 26

Kiel. Lili möchte selber entscheiden, was sie lernt. Luis braucht auf dem Schulhof etwas zum Auspowern, weil ihm nach dem Unterricht der Kopf so dröhnt. Und alle bis auf Ali wünschen sich, dass das Wochenende grundsätzlich um einen Tag verlängert wird. Den Tag der Kinderrechte am Sonnabend, 20. November, nahm Bürgermeisterin Renate Treutel zum Anlass, um mit Klaus-Groth-Schülern der Klasse 6b über ihre Wünsche und ihre Rechte zu sprechen. Damit startete Treutel am Freitag eine Diskussionsreihe: Ein Jahr lang will sie monatlich mit Kieler Schülern direkt ins Gespräch über Kinderrechte kommen. Denn: „Kinder werden in der Regel nicht gefragt, zu Corona schon gar nicht. Ich will direkt mit ihnen sprechen, mich nicht nur über Dritte informieren lassen, so kann ich mich besser für die Kinder einsetzen.“

Die elf- und zwölfjährigen Schüler hatten sich gut vorbereitet und reichlich Wünsche und Kritik. Ricki zum Beispiel beschwerte sich, dass er wegen Corona sein Hobby nur noch selten machen kann. Ein Mädchen forderte, dass beim Online-Unterricht die Kamera ausbleiben darf, damit Mitschüler nicht sehen, wie es zu Hause aussieht. Eine andere Schülerin bat darum, dass im Falle eines erneuten Lockdowns die Spielplätze geöffnet bleiben.

Klassenlehrerin Levke Landt-Hayen erklärte den Wunsch mehrerer Schüler nach einem gefüllten Kühlschrank in der Schule, aus dem man sich morgens kostenlos etwas nehmen kann: „Einige müssen ihre Geschwister in die Grundschule bringen, sie kommen abgekämpft und ohne Frühstück in der Schule an und haben ganz andere Voraussetzungen als ihre Mitschüler.“

Über die Anregung von Ricki, die Schule doch bitte morgens später zu starten, damit er länger schlafen könnte, ließ Treutel abstimmen. 13 waren dafür, drei dagegen. Klare Entscheidung, befand die Stadträtin, musste aber einräumen, dass über die Frage des Unterrichtsbeginns nicht im Rathaus, sondern im Landeshaus entschieden wird. Sie versprach, das Anliegen an die Bildungsministerin weiterzugeben und sich über all die Wünsche, auf die sie Einfluss hat, Gedanken zu machen, etwa über ein kostenloses Frühstück oder die Schulhofgestaltung.

Zum Tag der Kinderrechte am 20. November laufen nicht nur in Kiel, sondern weltweit Aktionen, bekannte Gebäude erstrahlen in Blau. An der Aktion des UN-Kinderhilfswerks Unicef beteiligen sich in Deutschland mehr als 30 Städte – unter anderem wird der Post-Tower in Bonn blau beleuchtet, die Allianz-Arena in München und das Ulmer Münster.

In der Landeshauptstadt wird aus diesem Anlass das Hochhaus der Universität blau illuminiert. Rund um das Rathaus und auf dem Platz der Kinderrechte an der Hörn wehen blaue Flaggen der bildenden Künstlerin Chili Seitz.

Quellenangabe: Kieler Nachrichten vom 20.11.2021, Seite 26