Assistenten für Schüler und Lehrer

Grundschulen erhalten Unterstützung: „Wir wollen, dass die Kinder mit Freude zur Schule gehen; wir wollen sie nicht irritieren.“ Renate Treutel, Stadträtin für Bildung und Jugend

 

Schulassistent Sascha Witthöft (24) hilft Ayah (9) und Luis (11) in der Klaus-Groth-Schule. Je nach Schülerzahl bekommen die Grundschulen Assistenzkräfte – von einer halben bis zu anderthalb Stellen. © Uwe Paesler

Kiel. Jede Grundschule des Landes bekommt jetzt ihren eigenen Schulassistenten: Dies ist die Bezeichnung für das künftige pädagogische Personal zur Verbesserung der Lernbedingungen. Landesweit werden 549 Schulassistenten eingesetzt, in Kiel 32. Sie sollen bis März ihre Arbeit aufnehmen; zwölf sind bereits im Einsatz. Einer von ihnen ist Sascha Witthöft (24). In der Klaus-Groth-Schule begleitet er zurzeit den Unterricht in einer zweiten und in einer vierten Klasse.

Es klingt verwirrend: Schulbegleiter. Schulassistent. Wo ist der Unterschied? Bildungsdezernentin Renate Treutel und Bildungsstaatsekretär Dirk Loßack, die sich am Freitag gemeinsam in der Klaus-Groth-Schule einen Eindruck von der Arbeit des Schulassistenten verschafften, erklären: Bei der Schulbegleitung gehe es um individuelle Betreuung von förderungsbedürftigen Kindern. „Das ist ein Rechtsanspruch auf individuelle Hilfe, um teilhaben zu können am Unterricht“, so Treutel. Schulassistenten dagegen sollen für alle Kinder da sein. Die vom Land finanzierte Schulassistenz „ist eingebettet in das Inklusionskonzept von 2014“, sagt Loßack. Durch die Inklusion seien Schulen in den vergangenen Jahrzehnten heterogener und komplexer geworden. Den Lehrern wolle man nun eine Unterstützung geben, egal, ob ihre Schüler Förderbedarf hätten oder nicht. „Konkret sollen die Assistenten schauen, welche Hilfen Kinder brauchen. Haben sie ihre Materialien beisammen? Fällt es ihnen schwer, sich zu konzentrieren? Außerdem sind sie Ansprechpartner für Kummer und Sorgen der Schüler“, berichtet Schulrätin Barbara Weber.

Sascha Witthöft, der mit einer halben Stelle (19,5 Wochenstunden) an der Klaus-Groth-Schule arbeitet, wird dort in den Pausen, auf dem Weg zu den Betreuungsangeboten am Nachmittag und auch beim Essen eingesetzt. Und er ist in zwei Klassen während des Unterrichts anwesend: „Wo ich gefragt bin, hängt von der Klasse und den Schülern ab. Ich stehe allerdings nicht hinter den Kindern, sondern ich setze mich mit an den Gruppentisch auf einen kleinen Stuhl, und sie können mich fragen, wenn sie Hilfe brauchen.“ So sei er gleichzeitig für mehrere Kinder da. Nicht nur für die Auffälligen, die den Unterricht sonst stören würden, sondern auch für stille Schüler, die sich sonst nicht trauen, zu fragen.

Staatssekretär Loßack sieht hierin eine Unterstützung nicht nur für Kinder mit einer Behinderung und Förderungsbedarf, sondern beispielsweise auch für Flüchtlinge oder Hochbegabte. Die Kernidee, wie das Land der Heterogenität der Lerngruppen begegnen wolle, seien die „multiprofessionellen Teams“. An den Schulen sind neben den Lehrern, Sonderschullehrkräfte, Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen, Schulbegleiter und eben jetzt auch Schulassistenten im Einsatz. Renate Treutel kennt die Kritik, „es würden zu viele Menschen an Schulen herumlaufen“. Doch für Kiel könne sie dies zurückweisen: Ihr Motto sei „nicht viel hilft viel, sondern, man muss gucken, dass man die Angebote gut miteinander vernetzt. Wir wollen die Kinder ja nicht irritieren“.

Und in noch einem Punkt unterscheide sich Kiel, so Treutel: Einige Kreise sehen in den vom Land bezahlten Schulassistenten eine Alternative für die Schulbegleiter. Da die Schulbegleiter von den Schulträgern – also den Kreisen und Kommunen selbst – bezahlt werden, ziehen sie diese nun zum Teil ab, um zu sparen. „In Kiel werden Schulbegleiter in gleichem Umfang bewilligt wie zuvor, nämlich knapp 160.“ Daran werde sich erst einmal nichts ändern.

Quelle: Kieler Nachrichten, 23.1.16, S. 32