Rückenwind für die Ganztagsschule

Stiftung Mercator fördert Weiterentwicklung mit 834 000 Euro – Bildungsministerin sieht noch Nachholbedarf

Bildungsministerin Bitta Ernst (3. von re.) überreichte mit Heike Kahl (Kinder- und Jugendstiftung, 2. von re.) und Petra Strähle (Stiftung Mercator, re.) die „Liga“-Schilder an Schulleiter.

KIEL. Insgesamt 29 Gemeinschaftsschulen und Gymnasien im Norden wollen bei der Optimierung ihrer Ganztagsangebote dazulernen. Dafür schlossen sie sich im Rahmen des Programms „Lernen im Ganztag“ („Liga“) zu einem Netzwerk zusammen. Gefördert wird das damit verbundene dreijährige Beratungs- und Weiterbildungsangebot von der Stiftung Mercator mit 834 000 Euro. Am Montag erhielten die Schulen bei der Auftaktveranstaltung in Kiel Schilder, die sie an den Eingangsportalen als Teilnehmer des Programms ausweisen.

Besonders im Fokus steht die Verbesserung der Chancengleichheit von Schülern. „Hierzu können gerade die Ganztagsangebote an den Schulen einen wichtigen Beitrag leisten“, betonte die Projektmanagerin der Stiftung Mercator, Petra Strähle. Besondere Relevanz erhalte das Thema Chancengleichheit vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl von Schülern aus Flüchtlingsfamilien.

Dass es bei der Weiterentwicklung der Ganztagsschulen im Norden „noch sehr viel zu tun gibt“, räumte Bildungsministerin Britta Ernst bei der Auftaktveranstaltung ein. So sei die Verzahnung von Unterricht und Ganztagsangeboten „leider noch immer nicht so, wie sie eigentlich sein sollte“.

Doch die im Koalitionsvertrag vereinbarte Schuldenbremse lasse trotz kräftiger Bildungsinvestitionen der Regierung nur eine schrittweise Weiterentwicklung der „noch unvollendeten Schulreform“ zu. Daher habe die Steigerung der Unterrichtsversorgung an den Schulen erst einmal oberste Priorität.

Die Zusammenarbeit mit Stiftungen im Bildungsbereich ist nach Einschätzung der Ministerin nicht immer unproblematisch. Vor allem, wenn dabei versucht werde, Inhalte oder Methodik des Unterrichts zu beeinflussen. Dies beabsichtige die Stiftung Mercator bei ihren Hilfestellungen jedoch nicht.

Die Ziele des auch wissenschaftlich begleiteten „Liga“-Programms beschrieb Heike Kahl, Geschäftsführerin der für die Umsetzung zuständigen Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, so: „Zunächst wollen wir Ganztagsschulen dabei helfen, ihre ganz individuellen Ziele möglichst konkret zu definieren.“ Das könne intensivere Sprachförderung von Migranten ebenso beinhalten wie eine Aufstockung qualifizierter Nachmittagsangebote sowie deren gezieltere Ausrichtung auf Interessen von Eltern und Schülern.

In Qualitätsmanagement-Prozessen gehe es darum, die vielen Zwischenschritte zur Erreichung solcher Ziele durch Beratungs- und Fortbildungsangebote fachlich zu begleiten. Heike Kahl: „Das ist eine komplexe Aufgabe, die viele Schulen aus eigener Kraft oft nicht bewältigen können. Verbesserungen einfach nur zu proklamieren, reicht da nicht.“

Um möglichst qualitativ hochwertige und passgenaue Bildungsangebote an den Programm-Schulen zu etablieren, hat die Kinder- und Jugendstiftung auch die jeweils zuständigen Schulräte mit ins Boot geholt. Heike Kahl konstatierte Schleswig-Holsteins Schulaufsichten eine „ganz besondere Aufgeschlossenheit“, um Veränderungsprozesse in Gang zu bringen.

Quelle: Kieler Nachrichten, 13.9.2016, S. 9.